Es ist deutlich zu merken, dass Microsoft Dataverse (vormals Common Data Service) seine Wurzeln in Microsoft Dynamics 365 hat. Man hätte es auch Dynamics 365 lite nennen können.
Ich möchte keinerlei Kritik an der Tatsache üben, dass Dataverse so viel von Dynamics 365 geerbt hat. Nein, eigentlich finde ich es sogar sehr gut.
Als Microsoft Entwickler/Berater sollte man sich dessen nur bewusst sein, denn damit fällt es wesentlich leichter, Dataverse in einen Produkt-Kontext einzuordnen und einem Kunden zu erklären, was Dataverse ist, und welche Einsatzbereiche sich für Lösungen auf Basis von Dataverse anbieten.
Recherche
Zum heutigen Zeitpunkt ist es eine kleine Herausforderung zum Thema Dataverse etwas zu recherchieren. Benutzt man eine Suchmaschine mit den Suchbegriff „Dataverse“ führen die ersten Treffer zu einem Research-Projekt und zu Microsoft. Und in Kombination mit anderen Suchbegriffen wird es nicht besser. Sucht man zum Beispiel „Dataverse quick create form“ erhält man 4-5 relevante Treffer. Wechselt man jedoch zur Suche nach „Dynamics 365 quick create form“ wird man förmlich mit Treffern in mehreren Sprachen überschwemmt, deren Ergebnisse in den meisten Fällen wunderbar auch auf Dataverse Herausforderungen anwendbar sind.
Begriffsverwirrungen
Tabelle oder Entität, Spalte oder Feld, Lösung oder Projektmappe, Common Data Service oder Dataverse… das sind die Begriffe mit denen Microsoft jongliert. Und das trägt nicht zur besseren Verständlichkeit bei, besonders nicht für Einsteiger in den Dataverse-Bereich. Nicht einmal alle Microsoft-Community-Seiten benutzen eine einheitliche Begrifflichkeit, weder in der englischen Sprachen, noch in einer anderen. Somit wird die Challenge, nützliche Hinweise zu finden, gleich noch einmal größer.
Vergleich mit Dynamics
Sofern man jedoch verinnerlicht, dass Dataverse eigentlich ein Dynamics 365 lite ist, und man sich bemüht, die Begriffe aus dem Dynamics 365 Umfeld zu benutzen, so fährt man derzeit noch besser. Dynamics 365 hat eine lange Historie und es gibt viele Artikel und Hinweise dazu. Wie ähnlich/gleich sich die beiden sind, möchte ich nachfolgend, anhand von einigen Beispielen verdeutlichen.
Beispiele für gleiche Funktionen
Schon der Einstieg in die „Erweiterten Einstellungen“ der Power Apps zeigt deutlich auf, aus welchem „Stall“ die Power-Plattform und Dataverse stammen.
Sowohl aus der URL, als auch der Titel-Zeile des Landing-Screens ist auf den ersten Blick deutlich, dass die Power Platform mit Dataverse aus der Dynamics 365 Familie stammt und diese Abstammung auch gar nicht verleugnen will.
Welche Funktionen werden übernommen und integriert?
- Aufbau von Organisationsbäumen
Mit Business Units und Sub- Business Units, denen Teams und Benutzer zugeordnet werden können, können mit den Security Roles sehr komplexe Berechtigungskonzepte umgesetzt werden.
- Integration mit SharePoint für das Management / die Ablage von Dokumenten
Eine umfängliche Integration mit SharePoint Dokumentenbibliotheken, für die Speicherung und Verwaltung von Dokumenten, die Datensätzen in Dataverse Tabellen/Entitäten zugeordnet werden. Es handelt sich um den gleichen Funktionsumfang, der auch in den verschiedenen Dynamics 365 Modulen benutzt werden kann.
- Import/Export von Daten über Excel-Templates
Macht den Umgang auch mit großen Datenmengen und relational verbundenen Datenimporten „einfach“ zu handhaben. - Verwendung von Duplikats Erkennung inklusive Regeln
Bringt bereits einige sehr gute Funktionen zur Sicherstellung der Datenqualität in Anwendungen mit. Sowohl beim Import von Daten, als auch bei interaktiven Erstellung von Datensätzen durch Benutzer einer Anwendung. - Auditing und Feld-Sicherheit
Sowohl das Monitoring und die Historie von Änderungen an Spalten/Feldern der Datenbank, als der Einsatz von Sicherheitseinstellungen auf Feldebene ist möglich. - Projektmappen/Lösungen
Entwickeln von Apps über Projektmappen/Lösungen, die nach dem Prinzip der Overhead-Folien auseinander aufbauen können, inklusive der Begriffe „verwaltete“ und „unverwaltete“ Lösungen, die auch die Übertragung auf unterschiedliche Umgebungen (Entwicklung, Produktion) unterstützen. - Offline Konfiguration und Profile
Möglichkeit auch selektiv Daten für eine Offline-Nutzung bereitzustellen und später mit Online-Daten zu synchronisieren. - Einsatz von Web-Ressourcen (JavaScript-Funktionen) und klassischen Plug-Ins für Lösungen
Bietet auch dem Entwickler weitere Möglichkeiten über das Objektmodell weitere Anpassungen und Features einzubringen. - Erstellen von Tabellen mit Relationen
Leicht gemachte Erstellung einer relationalen Datenbank auch für Einsteiger. Tabellen werden bereits sehr umfangreicher Funktionalität ausgestattet - Verwendung von Aktivitäts-Entitäten
Die bekannten und erprobten Aktivitäten, die schon seit langem aus dem CRM (Dynamics 365 for Sales) bekannt sind, können leicht auch in eigenen Tabellen/Entitäten verwendet werden.
Sicherlich habe ich noch einige weitere Dynamics 365 Features vergessen, die hier auch noch aufgeführt werden müssten. Jedoch schon die vorstehende Liste deutlich, dass sich die Abstammung von Dynamics 365 hier viele Möglichkeiten auftun und bereits viele Features für professionelle Lösungen auf Basis relationaler Daten mitgeliefert werden.
Mögliche Einsatzbereiche (CRM, Relationen, Auswertungen, Charts, Reports)
Aus der hohen Grundfunktionalität lassen sich zahlreiche Einsatzbereiche ableiten, die speziell für kleinere mittelständische Unternehmen interessant sein dürften, die vielleicht die hohen Lizenzkosten für die Dynamics 365 Module (Sales, Marketing, Field Service, etc.) scheuen. Es seien nur einige Beispiele genannt:
- Customer Relationship Management
Kleinere CRM-Lösungen, die sich auf die Pflege von Kundendaten und die Nachverfolgung und Steuerung von Vertriebsaktivitäten stützen. - Kaufmännische Lösung in kleinerem Umfang
Angebot, Auftrag, Rechnung und die Verwaltung dieser an Kunden, sowie die Nachverfolgung von Kundenhistorien. - IT-Inventarverwaltung
- Produktkonfiguration
- Und alle Anwendungen, die auf dem Einsatz von relationalen Daten aufbauen
Zusammenfassung und Schlussfolgerung
Der Einstieg in die Power Platform mit relationalen Daten auf Basis Dataverse ist relativ einfach. Das Finden von Informationen und Hilfen, aufgrund der noch bestehenden Begriffsvermischungen auch mit Dynamics 365 Begriffen, bedarf Geduld. Es ist hilfreich immer auch im Kontext Dynamics 365 nach Web-Inhalten und Hilfen zu suchen.
Es wird ein großes Feature-Set mitgeliefert, dass es ermöglicht schnell komplexe Anwendungen zu erstellen.